Gesellschaft Harmonie e.V.
Herne

– Ältester Gesellschaftsclub in Herne –

Begrüßungsrede

Herr Oberbürgermeister Dr. Dudda, liebe Mitglieder der Gesellschaft Harmonie, verehrte Gäste;
Im Namen des Vorstands heiße ich Sie zu unserem 150. Stiftungsfest herzlich willkommen!

Besonders freue ich mich, Sie, Herr Oberbürgermeister Dr. Dudda mit Ihrer Gattin begrüßen zu können! Als Teil der Herner Bürger fühlen wir uns unserer Stadt sehr verbunden.
Nach Auskunft des Stadtarchivs sind wir, nach dem Bürgerschützenverein in Holthausen von 1857, mit unserer Gründung im Jahr 1868 die zweitälteste noch existierende Vereinigung in Herne.

Schön, dass Sie alle gekommen sind, um dieses außergewöhnliche Ereignis unseres 150. Geburtstags gemeinsam zu feiern! Ein außergewöhnliches Ereignis verlangt eine außergewöhnliche Vorbereitung. Sehr herzlich danke ich allen, die sich daran beteiligt haben, dieses außergewöhnliche Ereignis auch zu einem – hoffentlich – außergewöhnlichen Erlebnis werden zu lassen.

Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant hat vor ca. 250 Jahren in seinen Schriften zur Aufklärung quasi die Grundlagen für die Lesegesellschaften und Gesellschaftsvereine geschaffen, man könnte ihn fast deren Urvater nennen.

Warum?

 

Kants Ausspruch: „Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ wurde zum Wahlspruch der Aufklärung.*

Den eigenen Verstand zu schärfen bedurfte es der Konversation, denn Konversation war wichtig, weil nur so das eigene Urteilsvermögen geschärft und verfeinert werden konnte. Angestrebt war ein kritischer, respektvoller und offener Dialog zwischen … Gesprächspartnern.

Um dieses zu erreichen, schossen vor über 200 Jahren Lesegesellschaften und Gesellschaftsvereine in Preußen wie Pilze aus dem Boden. Überall wurde über Literatur und besondere Themen diskutiert. Dabei waren strenge Regeln zu beachten, die nur die Sache und nicht den, der etwas beitrug, in den Vordergrund stellte. Gesellschafts- und Glücksspiele waren verboten.
Buchhändler unterstützten diese Bestrebungen sehr. In Königsberg z. B. gab es das „Café litteraire“, in dem der Buchhändler Kanter seine Räume der aufgeklärten Gesellschaft zur Verfügung stellte. Dort wurden die Neuerscheinungen vorgestellt, diskutiert, gelesen, bestellt und ausgeliehen.

Wir hier in Herne können uns glücklich schätzen, dass solche Bestrebungen wiederbelebt wurden. Zu unserer nächsten Veranstaltung, der Buchbesprechung mit Frau Röttsches, werden wir uns in dem Literaturhaus Ruhr treffen!

Ein Beispiel einer Lesegesellschaft haben wir in Bonn kennengelernt – nach manchem Museumsbesuch sind wir zum Ausklang in das Haus der „Lese“ von 1758 eingekehrt. Übrigens ist diese Gesellschaft doch noch sehr ihrer Entstehung verbunden: Laut Internet dürfen auch heute noch nur Männer Mitglieder werden!

Auch die Gesellschaft Harmonie Bochum wurde vor 200 Jahren als Lesegesellschaft gegründet und kurz nach der Gründung zum Gesellschaftsverein umgewandelt, in dem geselliges Beisammensein und Gesellschaftsspiele im Vordergrund standen – sicherlich auch die gepflegte Konversation.

Wie unsere Gesellschaft Harmonie Herne vor 150 Jahren entstand und sich entwickelte, werden wir gleich im Festvortrag hören.

Ich bin weder Zukunftsforscher noch Wahrsager, deshalb weiß ich nicht, welche Veränderungen uns die Zukunft bringen wird. Ich bin aber sicher, dass wir uns wie bisher den Veränderungen, die die Zeit mit sich bringt, stellen werden, dass aber unsere Veranstaltungen zur Pflege der Geselligkeit und Förderung kultureller Bestrebungen auch in Zukunft viele Menschen ansprechen werden und wir einer regen Zukunft entgegensehen können.

Ad multos annos!

Nun wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung bei Konzert und Festvortrag und beste Konversation bei Empfang und Essen!
03. November 2018
Ernst-Otto Kleyboldt

Anmerkung:
* Christopher Clark, Preußen, S 293