Gesellschaft Harmonie pflegt seit 150 Jahren Geselligkeit
WAZ – Ute Eickenbusch – 23.11.2018
Im aufstrebenden Herne trafen sich ab 1868 die Bürger zum Stammtisch. Um die 100 Mitglieder halten die Tradition aufrecht. Nachwuchs erwünscht. Mit einem Festakt im Parkhotel hat kürzlich ein Verein sein 150. Stiftungsfest begangen, der gemeinhin wenig bekannt sein dürfte: die Gesellschaft Harmonie. Seit anderthalb Jahrhunderten in der Stadt verankert, hat es die Gesellschaft nie ins Licht der Öffentlichkeit gedrängt, wie Mitglieder bestätigen. Knapp 100 sind es heute noch. Vorsitzender ist seit 1979 der Herner Rechtsanwalt Ernst-Otto Kleyboldt.
Bauern und Kaufleute als Männer der ersten Stunde
Der 1. Vorsitzende der Gesellschaft Harmonie Ernst-Otto Kleyboldt, und der 2. Vorsitzende Rainer Hoefs begrüßten beim Stiftungsfest im Parkrestaurant auch OB Frank Dudda. Ein Musikprogramm umrahmte den Festakt.
Sein Stellvertreter Rainer Hoefs erinnerte in seiner Festrede im Parkhotel an die wichtigen Stationen der Gesellschaft, die sich gründete, als Herne sich von der kleinen Landgemeinde in einen aufstrebenden Bergbau- und Industriestandort verwandelte, für den Firmennamen wie Halstrick, Baum, Beyen, Berninghaus, Dorn und Flottmann standen. Das „Sagen“ hatten nun neben Landwirten und Kaufleuten Bergbauangehörige. Aus einer Dämmerschoppenrunde habe sich zunächst die „Gesellschaft Erholung“ gegründet. Dieser seien dann mehr und mehr Akademiker beigetreten, an deren „phänomenaler Trinkfreudigkeit“ sich die Bürger gestoßen hätten. Es kam zum Bruch: Die Störenfriede gründeten ihren eigenen Verein, „Die Tränke“. Beide vereinigten sich erst 1920 wieder zur Gesellschaft Harmonie.
Neustart der Gesellschaft nach dem Krieg
Nach Kriegsende erlebte die Gesellschaft 1947 einen Neustart mit dem Frauenarzt Dr. Münnekehoff als Vorsitzendem, ihm folgte Rechtsanwalt Friedrich Wilhelm Schlenkhoff. An die Feste, aber auch Tanzkurse, Bridgenachmittage, Spielabende, Vorträge, Karnevalsfeiern und Theateraufführungen denkt man heute noch gerne zurück. In Zeiten verstärkter beruflicher Anforderungen und geänderter Rollen in den Familien, sei die freie Zeit knapper geworden, erklärt Hoefs. Nachwuchsprobleme sind die Folge. Stiftungsfest und Herrenabend wurden beibehalten, außerdem ein Damenabend und das beliebte Fischessen am Aschermittwoch. Verstärkt legt die Gesellschaft heute Wert auf den Besuch kultureller Veranstaltungen und die jährlichen Kulturreisen, die von Klaus Stemmann und seiner Frau organisiert werden. In diesem Jahr ging es nach Hamburg.
Frauen können seit einem Jahr Mitglieder werden
Seit 2017 können die Frauen übrigens – nach einer Satzungsänderung – auch selbst Mitglieder werden. Schon vorher seien sie mehr als „schmückendes Beiwerk“ gewesen, gerade bei der Programmgestaltung, heißt es. „Neumitglied“ Rita Hagen hat etwa vor 25 Jahren schon die Festschrift zum 125. Stiftungsfest gestaltet. Darüber hinaus sei die Gesellschaft kein „exklusiver Kreis“, sagt Hoefs. Wer sich anschließen möchte, sollte Freude am persönlichen und kulturellen Austausch haben und „aus der bürgerlichen Mitte“ stammen. Üblich ist es, dass Mitglieder dem Vorstand eine Neuaufnahme empfehlen.